Jüdisches Seniorenheim Hannover
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Porträts
Unser Seniorenheim verdankt sein Entstehen dem selbstlosen, oft jahrzehntelangen Engagement von Überlebenden der Schoa. Trotz des Erlebten waren sie entschlossen, die jüdische Gemeinschaft wieder aufblühen zu lassen. Die Versorgung der Alten und Kranken stand dabei gerade unter dem Eindruck der durchlittenen Verfolgung an zentraler Stelle. Stellvertretend für diese Förderer unseres Hauses stellen wir Ihnen zwei Persönlichkeiten der ersten Stunde vor, die unser Seniorenheim über Jahre hinweg begleitet und geprägt haben: Lola Fischel und Helmut Fürst sel. A.

Lola Fischel sel. A.
Lola Fischel, geborene Potok, wurde am 07. März 1914 in Sosnowitz (Polen) geboren. Bis zur Deportation der Familie im August 1943 war sie als ausgebildete Zahnärztin berufstätig. Von ihren Angehörigen getrennt, wurde Lola Fischel über Auschwitz weiter nach Bergen-Belsen verschleppt. Hier musste sie unter Zwang eine Zahnambulanz für ihre Mitgefangenen aufbauen. Frau Fischel und ihr Bruder überlebten als einzige Familienmitglieder die Schoa.
Nach der Befreiung des Lagers im April 1945 blieb Lola Fischel in Deutschland. Sie hatte in Bergen-Belsen den Hannoveraner Siegmund Fischel kennengelernt, ihren späteren Ehemann. Sein Gesundheitszustand erlaubte eine Auswanderung nicht. 1947 gründeten die Eheleute eine Zahnarztpraxis an der Podbielskistraße, die sie bis 1965 gemeinsam leiteten. Mitte der 1970er trat der gemeinsame Sohn Marek Fischel in die Praxis ein.
Lola Fischel war ehrenamtlich stark engagiert. Sie trat als Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit für Verständigung ein, sprach als Zeitzeugin vor Jugendlichen und bei Gedenkveranstaltungen und leitete den Ortsverband der internationalen jüdischen Frauenorganisation WIZO.
Besonders am Herzen lag Frau Fischel jedoch der Aufbau unseres Seniorenheimes. Bis heute würdigen wir ihren Einsatz mit dem Beinamen Lola Fischel Haus. Über 25 Jahre war sie als Vorsitzende des Trägervereins Jüdisches Altersheim e.V. aktiv. Aufgrund ihrer Verdienste wurden ihr 1989 die Stadtplakette der Landeshauptstadt Hannover und 1997 die Niedersächsische Landesmedaille verliehen.
Am 18. März 2009 verstarb Lola Fischel in Hannover.

Helmut Fürst sel. A.
Helmut Fürst wurde am 28. Juni 1922 als Sohn angesehener Hannoveraner Kaufleute geboren. Er verließ mit 14 Jahren die Schule und absolvierte eine Ausbildung zum Elektriker. 1941 wurde die Familie gezwungen, in eines der sogenannten Judenhäuser umzuziehen. Pläne zur Emigration kamen zu spät: Im Dezember dieses Jahres wurden Helmut Fürst und seine Eltern in das Ghetto Riga deportiert.
Helmut Fürst trat den Weg durch verschiedene Lager an. Er erlebte das Kriegsende in einem Versteck mit Mithäftlingen. Nach seiner Befreiung erreichte er auf Umwegen im August 1945 Hannover. Er entschied sich bewusst gegen eine Auswanderung und gründete 1947 mit Annemarie Fürst, geb. Klimt, eine Familie. Aus der Ehe gingen die Söhne Michael und Werner hervor.
Ab Beginn der 1960er war Helmut Fürst im Immobilienhandel tätig und baute ein Immobilienunternehmen auf. Ebenso stark war sein Engagement in der Gemeindearbeit der 1945 wiedergegründeten Jüdischen Gemeinde Hannover. Darüber hinaus war Helmut Fürst unter den Gründern und engagiert für den Verein Jüdisches Altersheim e.V. 1952 tätigte er in dieser Funktion zusammen mit Theodor Hohenstein den Kauf des Grundstückes, auf dem unser Seniorenheim entstand.
Helmut Fürst fühlte sich Deutschland ein Leben lang ungebrochen verbunden. Er setzte sich als Zeitzeuge für die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ein und sagte in Kriegsverbrecherprozessen aus. Seine letzten vier Lebensjahre verbrachte Helmut Fürst in unserem Seniorenheim. Er verstarb am 15. November 2012.
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